Texte, die die Seele berühren ....

Auf dieser Seite wollen wir in unregelmäßigen Abständen berührende, aufmunternde und nachdenklich stimmende Texte von Lesungen aus unserer Pfarrkirche oder anderen Quellen vorstellen.


Die zwei Kugelhälften

(C) by TL, createt with KI & Gimp
(C) by TL, createt with KI & Gimp

 

Eine Fabel von Platon

 

Als das Leben am Anfang stand, fielen unzählige Kugeln auf die Erde. Bei ihrem Aufprall zersprangen sie in zwei Hälften. Uneben und frei auseinander geteilt symbolisieren sie die unterschiedlichen Charaktere zweier Menschen. Doch jede dieser auch noch so verschiedenen Halbkugeln ist für ein Gegenstück bestimmt, so wie auch zwei Menschen füreinander bestimmt sind.

 

Wir alle sind auf der Suche nach unserer anderen Hälfte, eben nach der anderen halben Kugel. Wenn ihr glaubt, ihr habt Eure andere Hälfte gefunden, dann werdet ihr feststellen, dass die beiden halben Kugeln oft nur an einer einzigen kleinen Stelle passen, was Ihr durch sorgfältiges Drehen und Probieren herausfinden könnt. Es ist ganz natürlich, dass es am Anfang hakt und hängen bleibt. Aber genau das macht Sinn – denn: nicht alles kann von vornherein passen und übereinstimmen.

 

Nun müssen beide an ihrer halben Kugel arbeiten, schleifen und feilen. Nur langsam und in kleinen Schritten ebnet sich dieser kantige Bruch durch das Geben und Nehmen in der Liebe.

 

Nach einiger Zeit, wenn sich beide Hälften abgeschliffen haben, lassen sie sich fast reibungslos zu einer Kugel formen. Aber eben nur fast, genau passen – wie am Anfang unserer Zeit – darf es nie, sonst verliert man seine Persönlichkeit und das, was den Menschen an Eurer Seite ausmacht.

 

Jedoch eines vergesst nie: Ihr sollt nicht an der anderen, sondern stets an der eigenen Hälfte feilen.


Der Städtebauer

 Predigt vom 31.12.2021

 

Am Ende dieses Jahres ziehen wir wieder Bilanz. Was bleibt? Was nehmen wir mit?

 Eine Geschichte von Berthold Brecht kann so manche Frage beantworten, sie ist überschrieben mit dem Titel:  „Der Städtebauer“

 

Als sie nun die Stadt gebaut hatten kamen Sie zusammen, führten einender vor Ihre Häuser und zeigten einander die Werke ihrer Hände. Und der Freundliche ging mit ihnen, von Haus zu Haus, den ganzen Tag über und lobte sie alle.
Aber er selbst sprach nicht vom Werk seiner Hände und zeigte keinem ein Haus. Und es ging gegen Abend, da auf dem Marktplatz trafen sie sich wieder alle und auf einem erhöhtem Brettergerüst trat jeder hervor und erstattete Bericht über die Art und Größe seines Hauses und die Baudauer, damit man ausfinden konnte, welcher von ihnen das größte Haus gebaut hatte oder das schönste und in wieviel Zeit.

 

Und nach seiner Stelle im Alphabet wurde auch der Freundliche aufgerufen. Er erschien unten vor dem Podium, einen großen Türstock schleppend.

 

Er erstattete seinen Bericht: Dies hier, der Türstock, war, was er von seinem Haus gebaut hatte. Es entstand ein Schweigen. Da stand der Versammlungsleiter auf. “Ich bin erstaunt“, sagte er, und ein Gelächter wollte sich erheben. Aber der Versammlungsleiter fuhr fort: “Ich bin erstaunt das erst jetzt die Rede darauf kommt, dieser da war während der ganzen Zeit des Bauens überall, über dem ganzen Grunde und half überall mit. Für das Haus dort baute er den Giebel, dort setzte er ein Fenster ein, ich weiß nicht mehr welches, für das Haus gegenüber zeichnete er dem Grundplan. Kein Wunder weiter, das er hier mit einem Türstock erscheint, der übrigens schön ist, dass er aber selber kein Haus besitzt.

 

In Anbetracht der vielen Zeit, die er für den Bau unserer Häuser aufgewendet hat, ist der Bau dieses schönen Türstocks ein wahres Wunderwerk. Und so schlage ich vor, den Preis für gutes Bauen Ihm zuzuerteilen….“

 


Gebet in der Corona-Krise

das uns auch jetzt verbinden soll:

 

Herr, wir beten, dass diese Epidemie abschwillt, dass die Zahlen zurückgehen, dass Normalität wieder einkehren kann. Herr, wir bringen dir alle Erkrankten und bitten um Trost und Heilung.

 

Guter Gott, wir bringen dir alle, die in Quarantäne sein müssen, sich einsam fühlen, niemanden umarmen können. Berühre du Herzen mit deiner Sanftheit. Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden.

 

Bitte tröste jene, die jetzt trauern. Stärke alle, die sich um Kranke und Hilfsbedürftige kümmern. Wir beten für alle, die von Angst überwältigt sind.

 

Um Frieden inmitten des Sturms, um klare Sicht. Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie. Den Politikern und Verantwortlichen der Gesundheitsämter Besonnenheit.

 

Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden haben oder befürchten müssen.

 

Mach uns dankbar für jeden Tag in Gesundheit. Lass uns nie vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist. Dass wir nicht alles kontrollieren können, dass du allein ewig bist.

Dass im Leben so vieles unwichtig ist was so oft so laut daherkommt. Mach uns dankbar für so vieles, was wir ohne Krisenzeiten so schnell übersehen.

 

Wir Vertrauen dir. Danke!

 

Mit lieben Grüßen vom Pfarrgemeinderat der Pfarre Weiten

 


Gedanken zu Erntedank

FÜR DICH!

Die Sonne scheint für dich – deinetwegen; und wenn sie müde wird, beginnt der Mond, und dann werden die Sterne angezündet.

 

Es wird Winter,
die ganze Schöpfung verkleidet sich, spielt Verstecken, um dich zu vergnügen.

Es wird Frühling;
Vögel schwärmen herbei, dich zu erfreuen; das Grün sprießt, der Wald wächst schön und steht da wie eine Braut, um dir Freude zu schenken.

Es wird Herbst,

die Vögel zieh‘n fort, nicht weil sie sich rar machen wollen, nein, nur damit du ihrer nicht überdrüssig würdest.

Der Wald legt seinen Schmuck ab, nur um im nächsten Jahr neu zu erstehen, dich zu erfreuen....

All das sollte nichts sein, worüber du dich freuen kannst?

 

Lerne von der Lilie und lerne vom Vogel, deinen Lehrern: zu sein heißt: für heute da sein – das ist Freude.

Lilie und Vogel sind unsere Lehrer der Freude.

Søren Kierkegaard (1813 - 1855), dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller

 


AUSGEDIENT ?

Der alte Urlaubskoffer hat schon sehr viel gesehen.

Er durfte einige Jahrzehnte steht's mit auf Reisen gehen.

Nun steht er voller Spinnenweben hoch droben unterm Dach.

Und träumt von seiner Jugend und trauert ihr sehr nach.

Es waren schöne Zeiten, als ich so Jahr für Jahr,

im Sommer und auch Winter noch in Benützung war.

 

Ich stand stets treu zu Diensten und immer griffbereit,

wo ist sie nur geblieben die wunderbare Zeit.

Ich fuhr mit Bahn, mit Auto, mit Omnibus und Schiff

und mein Besitzer hielt mich beim Tragen fest im Griff!

 

Oft ging man auch sehr unsanft mit mir auf Reisen um,

doch hab ich nie geklagt, blieb immer still und stumm.

Jetzt trag ich viele Spuren, sie sind mein Dienerlohn.

Und da ich nicht mehr brauchbar, schickt man mich in Pension.

 

Nun steh ich hier verlassen, verschlossen ist die Tür.

Ich bin ja nur ein Koffer, doch Mensch, wie geht es „dir“!!??

Quelle: unbekannt


DIE MAUSEFALLE

 Höchstbesorgt sah die Maus, dass der Bauer eine Mausefalle aufgestellt hatte: Er wollte sie also töten! Sie begann alle anderen Tiere zu warnen: „Vorsicht, eine Mausefalle! Vorsicht, eine Mausefalle "

Das Huhn, das ihre Schreie hörte, wies sie zurecht: „Meine liebe Maus, ich weiß, für dich ist das ein Problem, aber mich betrifft es nun einmal gar nicht - also mach nicht so ein Geschrei“.

Die Maus wollte mit dem Schwein reden, das aber unwirsch war, weil sie es aufgeweckt hatte: „Da ist eine Mausefalle im Haus“.

 

“Ich verstehe ja deine Sorgen, bin auch ganz solidarisch“, antwortete das Schwein. „Ich werde heute Abend für dich beten, mehr kann ich nicht tun".

Die Maus fühlte sich mutterseelenallein und bat darauf die Kuh um Hilfe. „Meine beste Maus, was habe ich damit zu tun? Hast du schon einmal eine Kuh gesehen, die von einer Mausefalle getötet wurde?“

 Als sie sah, dass sie keine Hilfe erhalten würde, ging die Maus ins Haus und versteckte sich in ihrem Loch. Sie blieb die ganze Nacht lang wach, weil sie fürchtete, ein Unglück könne geschehen. In den frühen Morgenstunden war ein lärmen zu hören, die Mausefalle hatte etwas gefangen. Die Bäuerin kam herunter, um zu sehen, ob die Maus getötet war. Da es dunkel war, konnte sie nicht sehen, dass die Falle nur den Schwanz einer giftigen Schlange zu fassen bekommen hatte. Als sie herantrat wurde sie gebissen.

Der Bauer, der die Schreie seiner Frau hörte, wachte auf und brachte sie sofort ins Krankenhaus. Sie wurde behandelt und kam dann nach Hause zurück. Sie hatte aber weiterhin Fieber. Da er wusste, dass es keine bessere Medizin gab als eine heiße Hühnerbrühe, tötete der Bauer das Huhn.

Die Frau wurde wieder gesund, und da beide in der Gegend sehr beliebt waren, kamen die Nachbarn zu Besuch. Dankbar für den Freundschaftsbeweis tötete der Bauer das Schwein, um die Nachbarn zu bewirten. Seine Frau war wieder gesund geworden, aber ihre Behandlung sehr teuer gewesen. So schickte der Bauer die Kuh zum Schlachthof und beglich mit dem daraus erzielten Gewinn die Arztrechnung.

Die Maus dachte sich dabei: „lch hatte sie doch gewarnt. Wäre es nicht besser gewesen, das Huhn, das Schwein und die Kuh hätten begriffen, dass ein Problem, das einer von uns hat, alle in Gefahr bringen kann?"

Quelle: www.paulocoeIho.com

 


Der Seiltänzer

Hoch über dem Marktplatz einer kleinen Stadt hatte ein Seiltänzer sein Seil gespannt und machte dort oben unter den staunenden Blicken vieler Zuschauer seine gefährlichen Kunststücke.

Gegen Ende der Vorstellung holte er eine Schubkarre hervor und fragte einen der Anwesenden: „Sagen Sie, trauen Sie mir zu, dass ich die Karre über das Seil schiebe?“ „Aber gewiss“ antwortete der Gefragte fröhlich und auch mehrere andere der Umstehenden stimmten der Frage sofort zu.

„Würden Sie sich dann meiner Geschicklichkeit anvertrauen, sich in die Karre setzen und von mir über das Seil fahren lassen?“ fragte der Künstler weiter.

Da wurden die Mienen der Zuschauer ängstlich. Nein, dazu hatten sie keinen Mut! Nein, das trauten sie sich und ihm nicht zu.

Plötzlich meldete sich ein Bub. „Ich setze mich in die Karre“ rief er, kletterte hinauf, und unter dem gespannten Schweigen der Menge schob der Mann das Kind über das Seil. Als er am anderen Ende ankam klatschten alle begeistert Beifall. Einer aber fragte den Buben: „Sag. hattest du keine Angst da oben?“ „Oh nein“, lachte der, „der mich über das Seil schob. ist ja mein Vater!“

 

Es ist das Vertrauen auf Gott, der mir Vater und Mutter sein will, jenes Vertrauen, das mir über alle Abgründe helfen kann: die Abgründe der Angst vor einer schweren Prüfung, vor schwerer Krankheit oder sonst einer persönlichen Katastrophe. Oder baue ich mehr auf Versicherungen und Geld und meine Planungen? Nehme ich mir jeden Tag die Zeit, um mein Vertrauen zu Gott im Gebet zu stärken? Nehme ich mir an den Sonntagen und den Feiertagen Zeit, um in der Gemeinschaft mit anderen Christen bei der Hl. Messe meinen Glauben zu feiern und zu bekennen, Gott zu danken, der seit Jahrtausenden uns immer wieder zusagt; „Ich bin für euch da!“ --- Oder bin ich selbst dann in Gedanken bei den allzu irdischen Dingen?

Quelle: unbekannt

 


Die einsame Glut

einsame Glut

Juan ging jeden Sonntag zum Gottesdienst. Aber nach einiger Zeit kam es ihm so vor als sagte der Pfarrer immer das Gleiche und er blieb dem Gottesdienst fern.

Zwei Monate später, in einer kalten Winternacht besuchte ihn der Pfarrer.

Er ist sicher gekommen, um mich zu überreden, wieder zur Kirche zu gehen , dachte Juan. Er fand, dass er dem Pfarrer nicht den wahren Grund sagen könne, nämlich die immer gleichen Predigten. Während er sich eine Ausrede zurechtlegte, stellte er zwei Stühle vor den Kamin und begann über das Wetter zu reden.
Der Pfarrer sagte kein Wort. Juan, der eine Zeit lang vergebens versucht hatte, ein Gespräch in Gang zu bringen, schwieg ebenfalls. Beide blickten fast eine halbe Stunde lang schweigend ins Feuer. Dann erhob sich der Pfarrer und holte mit einem Zweig ein Stückchen Glut aus dem Feuer. Die Glut, die nicht mehr genügend Hitze bekam, begann zu verlöschen.

Juan beeilte sich, sie wieder in die Mitte der Feuerstelle zurückzuschieben. "Gute Nacht", sagte der Pfarrer und erhob sich, um zu gehen.

Juan antwortete: "Gute Nacht und vielen Dank,... das Stückchen Glut, das fern vom Feuer ist, erlischt am Ende, so hell es auch anfangs geglüht haben mag. Der Mensch, der sich von seinesgleichen entfernt, kann seine Wärme und seine Flamme nicht erhalten, mag er auch noch so intelligent sein.
lch werde nächsten Sonntag wieder in die Kirche kommen."

Quelle: www.paulocoeIho.com

vielen herzlichen Dank an Eveline